Bad Lauchstädt
Provinz und Liebe
 |
 |
 |
 |
|
|
|
|
|
Das "Wagner-Haus" in der Goethestraße 14.
In diesem Haus wohnte Richard Wagner im Juli und August 1834 |
|
Das Königl. Schauspielhaus, heute Goethe-Theater,
kolorierter Stich von Robert Kamprath, 1856 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Im Sommer 1834 reiste Wagner mit seinem Gönner und Freund Theodor Apel durch
Böhmen, machte Stationen Teplitz und Prag. Ende Juli 1834 kam Wagner zurück nach
Leipzig und fand ein Angebot der Magdeburger Theatergesellschaft vor, die gerade im
kleinen Sommertheater von Bad Lauchstädt (Goethe-Theater, Parkstrasse 18) gastierte. Er
sollte die Stelle des Musikdirektors übernehmen. Bad Lauchstädt, eine 55 Kilometer von
Leipzig entfernt gelegene Kleinstadt, war Anfang des 19. Jahrhunderts ein beliebter Ort für
die Sommeraufenthalte des Weimarer Hofes und seiner Schauspieler, auch für Goethe und
Schiller, gewesen. Zu Wagners Zeiten war es die Dependance des Theaters von Magdeburg,
das hier wie in Rudolstadt an der Saale mit seiner Truppe im Sommer spielte. "Dieser kleine
Badeort hatte zur Zeit Goethes und Schillers eine höchst rühmliche Bedeutung gewonnen;"
resümierte Wagner den bereits verblühten Ruhm Bad Lauchstädts in "Mein Leben", "das aus
Holz errichtete Theater war nach Goethes Plan ausgeführt; dort hatte die erste Aufführung
der "Braut von Messina" stattgefunden." Doch der erste Eindruck war für Wagner
enttäuschend, der Ort machte "einen sehr
bedenklichen Eindruck" auf ihn. Mehr noch
das Theater: Das Ensemble und vor allem der
langjährige Theaterdirektor Heinrich
Bethmann wirkten auf Wagner
heruntergekommen. Auch das ehemals so
zierliche Sommertheater hatte erste
Alterserscheinungen, Anfang der 1830er
Jahre hatte sich das Dach des Theaters um
fast einen Meter gesenkt und die
Außenwände nach außen gedrückt. Schwere
Stützpfeiler aus Bruchsteinen mussten dem
Gebäude wieder Halt geben.
Wagner blieb dennoch. Zum einen brauchte er die neue Stelle, die Uraufführung seiner Oper
"Die Feen" war auf Eis gelegt und er hatte Schulden gemacht: "Weinrechnungen, -
Schneiderrechnungen" (Richard Wagner: Briefe I). Zum anderen lernte er bald das als "erste
Liebhaberin der Gesellschaft" engagierte "Fräulein Minna Planer" kennen, eine junge, sehr
attraktive und erfolgreiche Schauspielerin, deren "Hausgenosse" (ML) er zu allem Überfluss
werden sollte. "Ihre Erscheinung und Haltung stand in dem auffallendsten Gegensatze zu all
den unangenehmen Eindrücken des Theaters", notierte er, blieb und gab am folgenden
Sonntag, den 2. August 1834 mit dem "Don Giovanni" sein erfolgreiches Debüt bei der
Bethmann`schen Truppe.
Nicht gleich erfolgreich war er bei seiner Werbung um die attraktive Schauspielerin Minna
Planer. Die gemeinsame Unterbringung ermöglichte aber Kontakte abseits der Proben und
Aufführungen: "Als ich eines Abends spät in mein Parterre-Zimmer, weil ich den
Hausschlüssel nicht mit mir führte, durch das Fenster zurückkehrte, zog das Geräusch dieses
Einbruches Minna an ihr über dem meinigen gelegenes Fenster; ich bat sie, immer auf
meinem Fenstersims stehend, mir zu erlauben, ihr noch gute Nacht zu sagen; sie hatte nicht
das mindeste dagegen, nur müsse dies vom Fenster aus geschehen, da sie ihr Zimmer stets von ihren Wirtsleuten schließen ließ und dort niemand hereinkönnte: freundlich erleichterte
sie mir den Händedruck durch weites Herabbeugen ihres
Oberkörpers, so daß ich die Hand, auf meinem Fenster stehend,
erfassen konnte." (ML) |